Tag-Archiv: 2006

Kann es wahr sein? 4:20? Noch frueher und ich bekomme junge Hunde. Wir haben uns kaum halbwegs elegant aus den Betten geschaelt, da steht auch schon ein total ledierter Sebastian in der Tuer. Seine Nacht war so schlecht und sein Schaedel nun so dick, dass er leider nicht fit genug fuer unsere heutige Tour ist. Juan wuerde sich auch ohne ihn gut um uns kuemmern. Mit der Verstaendigung werden wir schon irgendwie klar kommen. Als Juan uns ueberaus puenktlich mit dem Pickup abholt stelle ich erleichtert fest, dass er ganz passabel englisch spricht. Die ein oder andere Information werden wir nun doch noch mit eigener Kraft hervorkitzeln koennen.

Die Hinfahrt zu den Gysieren ist erwartungsgemaess ruhig und relaxt. Das Sandmaennchen hat bei jedem von uns eine ordentliche Ladung Schlafsand hinterlassen. Irgendwann nach 100 Kilometern querfeldein erreichen wir die Ticketstation. Ja, auch Naturschauspiele wollen bezahlt werden. Ich halte kurz meinen Gewuerzpruefer in die frische Luft und lasse mir von dem am Tickethaeuschen angebrachten Thermometer die erschnupperten -5 Grad optisch bestaetigen.

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Ein neues Land, eine weitere Zeitverschiebung, eine Stunde weniger auf unserem Konto. Da unsere biologische Uhr noch nach argentinischer Zeit tickt, sind wir alle Mann um eine Stunde zu frueh wach. Alle Mann bedeutet in diesem Falle: Michi, Jens und Uwe, ein unverheirateter, um die 40 Jahre alter Bremer, der fuer die British Airways arbeitet. Er ist wirklich ein netter Kerl, vielleicht etwas zu redseelig, aber ansonsten eine echte Marke. Er hatte noch keine Bleibe also haben wir ihn einfach bei uns einquartiert.

Umgeben von mehreren 6000ern geniessen wir im Innenhof des Hostels ein sehr ausgiebiges Fruehstueck und planen zusammen mit Sebastian unsere Route fuer die kommenden zwei Tage. Fuer den heutigen Tag lassen wir uns ohne groessere Gegenwehr fuer einen Trip mit dem Jeep zu dem Valle de la Luna uberreden. Morgen stehen dann die Gysiere auf dem Plan. Allerdings muessen wir schon um 5 Uhr morgens weg, da die Gysiere nur in den fruehen Morgenstunden besonders schoen anzusehen sind.

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05:45 Uhr. Ohne Worte. Stoisch ziehen wir uns an und machen uns so schnell es nur geht auf die Socken. Das Fruehstueck faellt heute etwas duerftiger aus und auf die Dusche haben wir aus Zeitgruenden natuerlich auch verzichtet. Den obligatorischen Liter Wasser fuer jeden von uns haben wir bei der ganzen Hetze leider vergessen. Dabei heisst es doch immer so schoen: Trinken, trinken, trinken! Das wird eine besonders durstige zehnstuendige Busfahrt.

Wir verabschieden uns ausgiebig von Matias. Wir sehen uns wieder in Jujuy! Die kommenden 5 Tage werden garantiert nur so an uns vorbeifliegen. Matias weicht nicht von unserer Seite bis unser Vehikel das Terminal verlassen hat. Er ist und bleibt Papa Mati.

Unsere Busmannschaft ist der reinste Schnitzelexpress. Mit dabei ist auch wieder der ein oder andere Teilnehmer fuer den immernoch andauernden argentinischen Look-A-Like Contest. So z.B. ein Norweger der Herbert Groenemeyer zu seinen besten „Das Boot“ Tagen gleicht und dem Bremer Uwe. Er gleicht bis auf einem Sicherheitsabstand von 1 1/2 Metern unserem Olli, dem Kahn. Oliver Kahn.

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Ah, ein neuer Tag, ein neues Glueck. Die defekte Klospuelung und die vorsinnflutliche Dusche klammere ich ersteinmal grosszuegig aus. Dank der doppelten Dosis an Fusspuder von Matias brauche ich mir heute auch keine Sorgen wegen Fusspilz zu machen. Bei dieser Dusche? Im Leben nicht.

Heute steht das 160 km lange Teilstueck von Cachi nach Salta auf unserem Tourplan. Im Gegensatz zu den 150 km uebelster Schotterpiste im Calchaquital sind es heute nur 60 radmutterfreundliche Schotterkilometer quer durch das Lermatal.

Am Abend zuvor hatte ich Matias noch hoch und heilig versprochen in der oertlichen Bibliothek einen uralten Atlas von Tucuman ausfindig zu machen. Die dort abgedruckten Karten sind von 1890 und enthalten zudem ein paar wirklich seltene Perlen seiner Heimatstadt. Er muss davon unbedingt ein paar Fotos haben. Egal wie schlecht das Licht in der Bibliothek auch sein mag.

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„Es ist Zeit aufzustehen. Die Zeit ist 9:00.“ schallt es auf spanisch aus dem Handy von Matias. Kurz darauf Stimmen auch meine besoffenen Piraten aus der Karibik ihr Klagelied an.

Meine Herren! Habe ich einen Mist getraeumt! Stephen Hawkins hat uns in Buenos Aires als Taxifahrer zu seiner eigenen Buchlesung von „Das Universum in einer Nusschale“ chaufiert. Dort angekommen habe ich natuerlich prompt meinen Rucksack verloren. Michi war traumtechnisch gesehen auch nicht viel besser dran. In seinem Gehirnkino haben wir eine Frau aus dem nur huefthohen Pool vor unserem Hostel vor dem Ertrinken gerettet. Diese bedankte sich dann allerdings nicht bei uns, sondern bei ein paar dahergelaufenen Gringos, die am Beckenrand herumlungerten. Anschliessend haben uns zwei Dobermaenner quer durch Cachi gejagt.

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Verkleinerungen. Wir haben 9:45 und warten startbereit auf Matias. Da er unser Treffen um 9:00 aber anscheinend etwas verschlafen hat, wollte ich noch kurz eine kleine Anektode ueber die argentinische Sprache notieren.

Es ist hier besondere, sprachliche Eigenart einfach alles und jeden zu verkleinern. Das wird besonders im hier im Norden soweit auf die Spitze getrieben, das es in benachbarten Laendern und Provinzen als Running Gag angesehen wird. Ein junges Meadchen ist hier z.B. ein Maedchelchen, eine Chicita. Noch juenger waere sie dann eine Chicitita. Das funktioniert mit allen andern Woertern und wird auch staendig angewand. Ein weiteres Beispiel: Es wird ein Bierchelchen bestellt, dazu Broetchelchen und ein Schnitzelchen und anschliessend gibt es in dem Kneipchen nebenan noch ein Eischen.

Auf meine Frage ob ich auf die Art auch auf Spanisch fluchen koennte bekam ich von Matias den offiziellen Grammatiksegen. „Darf ich dir mit meinem Fuesselchen in dein Hinterchen treten?“ ist also erlaubt. Was fuer eine Sprache.

Oh Matias ist da, er musste gestern Abend seiner Freundin noch etwas mit der Buchhaltung helfen. Nicht das was ihr jetzt denken moegt, ich glaube ihm natuerlich aufs Wort! Jetzt noch fix seinen Rucksack besorgen, das Auto von der Vermietung abgeholt und schon kann es losgehen. Michi macht einen letzten Angstbach.

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Ezekiel und der Querholm. Das gestrige Tinkgelage hat seine Spuren hinterlassen. Puenktlich um 6 Uhr morgens haetten wir schwoeren koennen, das jemand durch unsere Bude tiegert. Mensch oder Tier? Direkt um das Bett oder im Raum nebenan? Michi war so auf Draht, dass er direkt die Wohnung durchsuchte. Im Endeffekt war es nur der Mieter vom oberen Stockwerk. Jeder muss mal zur Arbeit.

Schnell wieder rumgedreht, der Wecker ist fuer 11 Uhr gestellt. Ezekiel wollte schliesslich um 12 Uhr fuer ein original, allemanisches Fruehstueck auf der Matte stehen. Er ist auf die Minute puenktlich, zwar etwas lediert, aber bereits startklar fuer einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Fruehstueck im Sinne von etwas Essen kennt er nicht. Ein ultra starker Kaffe und ein Glas Wasser sollte fuer einen Start in den Tag vollends ausreichen.

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Wir haben uns gerade in die „gruene Lunge“ von Tucuman begeben und uns zu einer kleinen Verschnaufpause niedergelassen. Ich sollte die Zeit nutzen um noch ein paar Anekdoten nachzureichen.

Die Leute hier in Tucuman fahren noch ein Kante wilder als in Buenos Aires und Michis Lunge bekommt einen weitern Staubbelastungstest verabreicht. Oh, eine Biene landet gerade auf meinem Notizbuch und 10 Meter weiter korpulieren die Hunde. Die Parkbank auf der wir uns gerade niedergelassen haben, mussten wir ersteinmal von einer ordentlichen Staubschicht befreien. Ich schaetze wenn wir uns gleich weiter auf den Weg machen, sollten Michi und ich uns ersteinmal ordentlich abklopfen. Gegen 2 Uhr werden wir uns wieder mit Matias treffen und waehrend der Rest von Tucuman eine ordentliche Siesta haelt, wird Bastian Pastewka uns seine Heimatstadt vorstellen.

Die Siesta ist hier uebrigens eine ernste Angelegenheit. Von 2 Uhr bis um 5 geht hier rein gar nichts. Die Strassen sind so gut wie leer und die Geschaefte sind geschlossen. Kein Wunder das hier jede Nacht durchgemacht wird. Wer Mittags gut essen kann und schoen seine Siesta haelt hat Abends mehr Energie um noch einmal zu essen um dann nocheinmal was zu essen. Matias ist dicker geworden? Ich weiss nur nicht warum. Merkwuerdig… es muss an der Luft hier liegen.

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Unsere neuen Freunde fuer den heutigen Tag: Danielle, Ezekiel, Matias, Lucretia, Raul und Raquel.

Gegen 8 Uhr morgens weckt mich die aufgehende Sonne im Bus nach Tucuman. Gegen 11 Uhr sollten wir dort ankommen. Ich riskiere einen fluechtigen Blick aus dem Fenster und sehe zum ersten Mal die Pampa. Mir wird im weiteren Verlauf der Fahrt bewusst, warum es gerade dieser Begriff bis in unsere Breitengrade gerettet hat: Links wie rechts, vorne wie hinten sieht man die selbe flache, trostlose, duenn besiedelte Ebene. Fuer Stunden aendert sich nicht das geringste. Wuerde man zufaellig auf unserer Route eine Stelle aussuchen wuerde man diese nicht unterscheiden koennen. Hier und da ein paar kleine Siedlungen und das war es. 50 Millionen Menschen wohnen in diesem riesigen Land, 20 Millionen alleine im Grossraum Buenos Aires, aber das es so duenn besiedelt ist hatte ich mir dann doch nicht vorstellen koennen.

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Wir werden jetzt ersteinmal 14 Stunden mit dem Bus unterwegs sein. Da die Beluchtung etwas schummerig ist und der Bus im zittrigen Schaukelstuhlstil unterwegs ist, versuche ich die Hand trotzdem irgendwie auf Autopilot zu stellen, um den heutigen Tag kurz zusammen zu fassen.

Michis Jetlag scheint so langsam ueberstanden zu sein. Zumindestens war er puenktlich um 7 Uhr morgens fit wie ein Turnschuh. Die Ohropax sind wirklich ein Segen. Ich drehe mich lieber nocheinmal um meine eigene Achse und schlummer ein wenig weiter. Ich traeume davon wie ich vor irgendeiner Kueste beinahe ertrinke und irgendwie wieder das Festland erreiche. Dort steht mein Auto und ich wusste im Traum das ich mich vorher aus irgendeinem nichtigen Grund ordentlich mit Katja gestritten hatte. Ich wusste sie wartet im Auto, doch dort finde ich nur die beiden Trekkingsaecke von mir und Michi. Der Himmel und die Umgebung ist grau, es wird Zeit aufzustehen.

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