Tag-Archiv: 2006

Na da brat mir doch jemand einen Storch. Ich habe doch tatsaechlich die 20 stuendige Busfahrt verschlafen. Nun ja, so gut wie. Ich kann mich zumindestens noch duester daran erinnern wie die argentinischen Storkriesen uns ab der Haelfte verlassen mussten.

Ich schlage so gegen 9 Uhr morgens die Augen auf und kann nichts mehr von der vertrauten und fast schon lieb gewonnenen Steppe rund um Tucuman wiedererkennen. Wir sind jetzt mitten im Jungel. Das Busthermometer zeigt hautfreundliche 32 Grad an. Ich bereite mich innerlich auf die selben Verhaeltnisse wie in Jujuy vor, werde aber eines besseren belehrt. Das Klima hier ist wirklich sehr angenehm, allerdings ist es hier ja auch erst frueh am Morgen.

Als wir an der Bushaltestelle auschecken rattere ich gedankenverloren die Treppenstufen herunter. 20 Stunden sitzende Taetigkeiten werde ich in Zukunft mit einem 3 Jahre dauernden Trip zum Mars gleichsetzen. Na, hat ja keiner gesehen. Sah bestimmt gut aus.

Als wir mit dem Taxi zum Hostel Inn fahren faellt mir auf wie sauber hier alles ist. Trotz der schlammigen Strassen und des ueberall wuchernden Urwaldes ist hier jeder akribig damit beschaeftigt das Grundstueck propper zu halten. Ich werde jetzt ersteinmal ausgiebig fruehstuecken und auf unser Zimmer warten. Um 11 Uhr ist es einzugsbereit, im Radio laeuft Garbage.

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Liebes Logbuch. Wir haben gerade den intergalaktischen Busbahnhof von Tucuman verlassen. Unsere zwei tapferen Adjutanten Ezekiel und Matias schwenken schicksalsschwanger die Taschentuecher.

Unsere Reisefaehre fuer die naechsten 20 Stunden ist ganz passabel. Wir haben zwar keine Liegesessel, aber das Busunternehmen aus Chile schlaegt es bezueglich des Komforts um Laengen. Wir beziehen im oberen Busabteil die hinteren Baenke, direkt ueber dem Motorblock.

Just in diesem Moment kommt der Bordsteward vorbei und reicht jedem einen winzig kleinen Styroporbecher. Ich frage mich fuer eine Millisekunde ob ich das Teil in einem Stueck hier und jetzt direkt verschlingen soll.

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Unser heutiges Motto: Guter Service braucht eben seine Zeit.

Heute ist unser letzter Tag in Tucuman. Wir nutzen den Tag um letzte Besorgungen zu erledigen und uns langsam aber sicher an die Mosquitos in Iguazu zu gewoehnen. Michi ist, seit wir beide wieder in Tucuman sind, eine lebende Mosquitozielscheibe. Jeder Stich ein Treffer. Da kann auch das hochgelobte „Antibrumm“ nichts retten. Mich lassen die Viecher merkwuerdigerweise in Ruhe. Vielleicht sind Eifelyeties zu ruppig fuer feine Mueckennasen. Na, spaetestens in Iguazu werde ich es herausfinden.

Da heute ein ganz normaler Arbeitstag ist, sind alle Teilnehmer unseres gestrigen Abschiedschlummertrunks etwas angeschlagen. Matias musste heute morgen sogar noch seinen Unterricht vorbereiten, da er viel spaeter als geplant in die Falle gekommen ist. Als er gegen 1 Uhr in der Wohnung auftaucht macht er einen recht brauchbaren Eindruck. Hut ab Matias! Wir brauchen mehr Einwohner mit deinen Steherqualitaeten!

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Willkommen Tucuman! Traumstadt meiner geroesteten Bronchien. Da sind wir wieder. Huelle uns ein letztes Mal in deinen Staubmantel!

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Heute kann ich mich endlich mal wieder an einen Traum erinnern. Diesmal war es die komplette Handlung von „Die Unbestechlichen“ mit mir, Matias, Sebastian und Michael in den Hauptrollen. An Stelle von Alkohol jagen wir Kokablaetter kauende Mafiosis in alten, durchloecherten Rostkarren bis nach Salta. Die beruehmte Kinderwagenszene am Ende des Films verbrachte ich natuerlich als Baby im Kinderwagen und liess mich von Michi, mit einem Poncho ganz stilecht als liebevolle Mutter verkleidet, ueber den Treppenabsatz schubbern. Matias als Andy Carcia und Sebastian als Sean Connery waren wirklich sensationell. Oscarreif!

Da Matias an dem heutigen Morgen seinen neuen Kuehlschrank geliefert bekommt, habe ich zwischen 6 Uhr und 11 Uhr nichts anderes zu tun, als schlaftrunken zur Tuer zu tapsen um dem vermeidlichen Kuehlschrankservice die Tueren zu oeffnen.

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Unser heutiges Motto: Auch vermeidlich gut ausgebaute Landstrassen (auf der Karte wohlwollend als Autobahn markiert) koennen das Letzte von einem fordern.

Nach unserem kleinen Trinkgelage mit Leon, Alvero, Carmen, Daniela und Matias haben heute morgen alle mehr oder weniger die Schaedeldecke zu eng justiert. Besonders Daniela hat es schlimm erwischt. Hoehenkrank, den Magen verdorben und dann auch noch einen Kater. Das schreit geradezu nach einem Hauptgewinn. Um sie noch ein wenig laenger schlafen lassen zu koennen, machen wir uns ohne sie auf ins oertliche Archeologiemuseum und tingeln ein letztes Mal ueber den Marktplatz.

Alvero ist im uebrigen offenbar der juengere Bruder von unserem trierer Comedy Slam Kollegen Nick. Koerpergroesse, Gestig, Sprechgeschwindigkeit und Ironielevel bewegen sich auf erschreckend gleichwertigem Niveau. Ein wirklich netter Kerl!

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Meine Herren habe ich gut geschlafen. Diese Bude hat mit Abstand die bequemsten, aber auch die niedrigsten Betten in ganz Argentinien. Heute habe ich das erste Mal auf den Wecker verzichtet, wir sind eh immer zur selben Zeit fit wie ein Turnschuh. Das logistische Problem mit 2 Maedels und 3 Kerlen die allmorgentliche rituelle Waschung unterzubringen, loest sich von ganz alleine. Wir sind wahre Musterknaben.

Matias hat tierische Kopfschmerzen, kein Wunder! Bei dem Holz das er Abend fuer Abend zersaegt hatte ich auch einen dicken Kopf. Ich bewundere Daniela fuer ihre Geduld. Ich glaube kaum, dass sie wie Michi und ich jeden Abend Oropax zur Verfuegung hat. Die Dinger machen in meinem rechten Ohr leider etwas Probleme. Dank des vielen Sandes habe ich mir eine kleine wunde Stelle eingefangen. Dafuer sind meine Kreislauf- und Magenprobleme ueberstanden. Nunja, man kann nicht alles haben.

Es gibt wie immer ein ordentliches Fruehsteuck und schon sind wir auf dem Weg nach Humauaca.

Wir passieren die Quebrada de Humauaca, ein sehr malerisches Tal und machen einen kleinen Zwischenstopp in Uquia. Dort gibt es eine sehr sehenswerte Kirche.

Wir haben kaum unseren Wagen geparkt, als von allen Seiten Kinder auf uns zustroemen. Gegen Bezahlung wuerden sie auf unseren Wagen aufzupassen. Wir kommen im Laufe des Tages noch weitere vier Male an dieser Plaza vorbei, so dass uns die Kinder schon mit Handschlag empfangen. Etwas unangenehm ist es trotzdem, da sie einen kaum aussteigen lassen.

Matias und Daniela sind wahre Sakralexperten und muessen quasi jede Kirche in der naeheren Umgebung genauestens unter die Lupe nehmen. Die 30 Rentnerinnen, die sich in dieser Kirche energisch um einen heiligen Schluessel kabbeln, blende ich dabei allerdings grosszuegig aus. Am Ende war es nur der Schlussstein zur Bingotruhe, man kann nie wissen. Die tiefe religioesitaet einiger Besucher ist mir dann doch teilweise etwas befremdlich.

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Na also. Geht doch. Bei Tageslicht macht die Gegend hier gleich einen viel freundlicheren Eindruck. Michi will trotzdem nicht laenger als noetig hier verweilen. Vielleicht lag es auch am Fruehstueck. Hier gibt es naemlich keine Broetchen, sondern eher so etwas wie aufgeplusterte Oriokekse. Der Kaffee ist so stark das ich wieder schleunigst auf der Toilette verschwinde.

Vor dem Fenster, aus dem ich hier in der Lobby lunze, fahren Autos vorbei, fuer die man bei uns in Deutschland ein Vermoegen hinblaettern wuerde. Teilweise noch richtige Liebhaberstueckchen. Manche tadellos erhalten, meistens besteht die Karrosserie jedoch nur noch aus Rost und Spachtelmasse, was dem Charm dieser rollenden Geschichtsbuecher aber keinen Abbruch tut. Gerade faehrt Catweasle auf seinem Fahrrad an mir vorbei. Sein Ruecken ist so krum, als ob er schon seit seiner fruehstens Kindheit mit dem mittlerweile viel zu kleinen Drahtesel verwachsen sei. Ich frage mich wie er wohl aussieht, wenn er gehen muss.

Endlich, Matias huscht unter dem Fenster des Hostels hindurch. Ich hoffe das die zwei Immodium Akut meinen Magendarmtrakt wieder etwas beruhigen koennen. Im Bus gab es gestern Abend dicke Bohnen, Reis und Ei. Michi hat schlauerweise auf alles verzichtet. Ich haette den Reis besser auch uebersprungen. Ich halte es gerade mal fuer 4 Minuten an der Tastertur aus und schon kann ich wieder flitzen. Seit einer Stunde hab ich aber wieder Ruhe im Kontor und bin der Fahrt gegenueber sehr zuversichtlich. Ob die Amerikanerin den heutigen Tage wohl auch nur auf der Toilette verbaucht hat? Immerhin hat sie die ganze kalte Platte in weniger als 4 Minuten verputzt.

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Ciao San Pedro de Atacama. Ciao Donaldo, Robi, Uwe, Susanne und Macarena! Ciao Susi, die staubige Hauskatze!

Ein ganz besonderes Ciao geht natuerlich an Bastel. Unsere trierer Enklave, die wir leider mit schwerem Herzen zurueck lassen mussten. Bis zuletzt haben Michi und ich drauf gehofft, dass er uns mit nach Argentinien begleiten wuerde, da ihm der organisatorische Stress in den letzten paar Tagen ziemlich zugesetzt hatte.

Das nicht funktionierende Bad, das abgestellte Wasser, die ratlosen Handwerker, die unlogische Endabrechnung. All das nagt ordentlich an seinem Gewissen. Am Abend zuvor hat er uns die Rechnungszusammenstellung mit Engelszungen zu verstehen gegeben. Versteckte Posten, zusaetzliche Leistungen, wir waren schon etwas ueberrascht. Natuerlich ist Sebastian nicht der Richtige um unseren Aerger gehoerig Luft zu machen. Die eigentlichen Besitzer des Hostels, die auch die Rechnung frisiert haben, sind natuerlich nicht da. Wie so oft in den letzten Tagen.

Die chaotische Organisation musste auch der Handwerker ertragen, der eigentlich bestellt wurde um das Wasserproblem unter Kontrolle zu bekommen. Wir beobachten ihn wie er den ganzen Tag planlos und ohne jegliche Anweisungen an der Huette herumwerkelt. Gegen Abend steht er wie ein Staubteufel, fluchend und abgekaempft in der Tuer und lasst auf spanisch seinem Unmut freien Lauf. Auch ohne Uebersetzung verstehen wir jedes Wort, seine Gestik und Mimik lassen keine andere Interpretationsmoeglichkeit zu. Ich reime mir folgenden Wortlaut zusammen: „Da ruppe ich von Morgens bis Abends hier die Wand auf, arbeite mich dumm und daemlich und bekomme dafuer nicht einmal einen feuchten Haendedruck. Wo ist hier der Verantwortliche? Morgen bin ich das letzte Mal hier und wenn ich dann immer noch nicht wissen sollte was hier Sache ist, reisse ich die restliche Wasserapperatur auch noch aus der Wand!“ Sprachs und ging staubend von dannen.

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Welcome back to dogtown! Da wir heute vorhaben den letzten gemeinsamen Tag etwas ruhiger angehen zu lassen, werde ich noch ein paar Anekdoten zum besten geben, die ich bisher in San Pedro vergessen habe.

Zuerst, diese Stadt wird von Hunden beherrscht. Vollkommen und ohne Zweifel. Hier rennen pro Einwohner bestimmt mehr Hunde durch die Gegend als in Irland Schafe. Jeder Hund ist hier ein echtes Original. Sie rennen staendig, scheinbar wohlgeplante Wegpunkte ab, flannieren wie die Creme de la Creme aus Monaco durch die Strassen und betreten wie es ihnen passt jedes Haus und jede Bar. Wir dachten schon es handelt sich um die tierische Version von Schutzgelderpressung. Nach nunmehr 5 Tagen in San Pedro haben wir fuer die auffaelligsten Vertreter ihrer Gattung aussagekraeftige Namen gefunden. „Stolper Klaus“, „der Postbote“, „Karl Jupp“, „der General“, die Liste waere endlos. Jede Nacht puenktlich um halb 9, kurz vor Sonnenuntergang, schallt das Geheule durch die ganze Stadt. Sie rufen offenbar zur Versammlung oder zum Geldzaehlen, man kann nie wissen.

Eine andere Geschichte ist Michis Bartwuchs. Er hat bereits zwei Klingen abgebrochen und kann seinen staendig wachsenden Urwald kaum baendigen. Es muss in den naechsten Tagen unbedingt etwas benzinbetriebes her, sonst sehe ich schwarz. Wir machen uns mittlerweile ersthaft Sorgen um unsere Ausreise. Mein Bartwuchs ist da etwas pflegeleichter. Alles wie immer. Sieht aus die die Landkarte von Ozeaninien. Ach was solls, sieht doch ganz nett aus. Fuer den ein oder anderen Lacher am Flughafen wird es schon reichen.

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Welcher Belzebub hat mich eigentlich dazu ueberedet mit dem Fahrrad eine 20 km lange Tour durch die trockenste Wueste dieser Welt mitzumachen? Ach das war ich ganz alleine? Na wunderbar!

Wir stehen schon um 8:30 zeitig auf der Matte und fruehstuecken ausgiebig. Letzte Nacht hatte ich wieder einen merkwuerdigen Traum. Ich stand auf der Bruecke aus „Indiana Jones: The temple of doom“ und ueberpruefte deren Trittfestigkeit. Drehbuchgerecht krache ich natuerlich ein und bleibe mit meinem Hintern im Spalt haengen. Auf der anderen Seite der Schlucht riefen mir Sebastian und Michi entgegen, dass ich mich etwas beeilen sollte. Die Sonne wuerde schliesslich gleich aufgehen. Just in diesem Moment wache ich auf, eingekeilt mit meinem allerwertesten zwischen Wand und Hochbett. Gott sei dank hat Michi meinen Mond nicht aufgehen sehen. Fuer starke psychische Schaeden bin ich nicht versichert.

Da noch etwas Zeit ist ueberpruefe ich meinen Sonnenschutz und entscheide mich am Ende doch lieber fuer das lange Beinkleid. Meine in Buenos Aires vergessene Sonnenbrille wuerde mir gegen den staubigen Fahrtwind bestimmt gute Dienste leisten, da hier die Preise selbst fuer Billigimitationen exorbitant teuer sind verlasse ich mich auf meinen hart antrainierten Bud Spencer Schlitzaugenblick. Zwei Stunden werde ich damit wohl ueberbruecken koennen.

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