Kategorienarchiv: Unterwegs

Meine Herren habe ich gut geschlafen. Diese Bude hat mit Abstand die bequemsten, aber auch die niedrigsten Betten in ganz Argentinien. Heute habe ich das erste Mal auf den Wecker verzichtet, wir sind eh immer zur selben Zeit fit wie ein Turnschuh. Das logistische Problem mit 2 Maedels und 3 Kerlen die allmorgentliche rituelle Waschung unterzubringen, loest sich von ganz alleine. Wir sind wahre Musterknaben.

Matias hat tierische Kopfschmerzen, kein Wunder! Bei dem Holz das er Abend fuer Abend zersaegt hatte ich auch einen dicken Kopf. Ich bewundere Daniela fuer ihre Geduld. Ich glaube kaum, dass sie wie Michi und ich jeden Abend Oropax zur Verfuegung hat. Die Dinger machen in meinem rechten Ohr leider etwas Probleme. Dank des vielen Sandes habe ich mir eine kleine wunde Stelle eingefangen. Dafuer sind meine Kreislauf- und Magenprobleme ueberstanden. Nunja, man kann nicht alles haben.

Es gibt wie immer ein ordentliches Fruehsteuck und schon sind wir auf dem Weg nach Humauaca.

Wir passieren die Quebrada de Humauaca, ein sehr malerisches Tal und machen einen kleinen Zwischenstopp in Uquia. Dort gibt es eine sehr sehenswerte Kirche.

Wir haben kaum unseren Wagen geparkt, als von allen Seiten Kinder auf uns zustroemen. Gegen Bezahlung wuerden sie auf unseren Wagen aufzupassen. Wir kommen im Laufe des Tages noch weitere vier Male an dieser Plaza vorbei, so dass uns die Kinder schon mit Handschlag empfangen. Etwas unangenehm ist es trotzdem, da sie einen kaum aussteigen lassen.

Matias und Daniela sind wahre Sakralexperten und muessen quasi jede Kirche in der naeheren Umgebung genauestens unter die Lupe nehmen. Die 30 Rentnerinnen, die sich in dieser Kirche energisch um einen heiligen Schluessel kabbeln, blende ich dabei allerdings grosszuegig aus. Am Ende war es nur der Schlussstein zur Bingotruhe, man kann nie wissen. Die tiefe religioesitaet einiger Besucher ist mir dann doch teilweise etwas befremdlich.

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Na also. Geht doch. Bei Tageslicht macht die Gegend hier gleich einen viel freundlicheren Eindruck. Michi will trotzdem nicht laenger als noetig hier verweilen. Vielleicht lag es auch am Fruehstueck. Hier gibt es naemlich keine Broetchen, sondern eher so etwas wie aufgeplusterte Oriokekse. Der Kaffee ist so stark das ich wieder schleunigst auf der Toilette verschwinde.

Vor dem Fenster, aus dem ich hier in der Lobby lunze, fahren Autos vorbei, fuer die man bei uns in Deutschland ein Vermoegen hinblaettern wuerde. Teilweise noch richtige Liebhaberstueckchen. Manche tadellos erhalten, meistens besteht die Karrosserie jedoch nur noch aus Rost und Spachtelmasse, was dem Charm dieser rollenden Geschichtsbuecher aber keinen Abbruch tut. Gerade faehrt Catweasle auf seinem Fahrrad an mir vorbei. Sein Ruecken ist so krum, als ob er schon seit seiner fruehstens Kindheit mit dem mittlerweile viel zu kleinen Drahtesel verwachsen sei. Ich frage mich wie er wohl aussieht, wenn er gehen muss.

Endlich, Matias huscht unter dem Fenster des Hostels hindurch. Ich hoffe das die zwei Immodium Akut meinen Magendarmtrakt wieder etwas beruhigen koennen. Im Bus gab es gestern Abend dicke Bohnen, Reis und Ei. Michi hat schlauerweise auf alles verzichtet. Ich haette den Reis besser auch uebersprungen. Ich halte es gerade mal fuer 4 Minuten an der Tastertur aus und schon kann ich wieder flitzen. Seit einer Stunde hab ich aber wieder Ruhe im Kontor und bin der Fahrt gegenueber sehr zuversichtlich. Ob die Amerikanerin den heutigen Tage wohl auch nur auf der Toilette verbaucht hat? Immerhin hat sie die ganze kalte Platte in weniger als 4 Minuten verputzt.

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Ciao San Pedro de Atacama. Ciao Donaldo, Robi, Uwe, Susanne und Macarena! Ciao Susi, die staubige Hauskatze!

Ein ganz besonderes Ciao geht natuerlich an Bastel. Unsere trierer Enklave, die wir leider mit schwerem Herzen zurueck lassen mussten. Bis zuletzt haben Michi und ich drauf gehofft, dass er uns mit nach Argentinien begleiten wuerde, da ihm der organisatorische Stress in den letzten paar Tagen ziemlich zugesetzt hatte.

Das nicht funktionierende Bad, das abgestellte Wasser, die ratlosen Handwerker, die unlogische Endabrechnung. All das nagt ordentlich an seinem Gewissen. Am Abend zuvor hat er uns die Rechnungszusammenstellung mit Engelszungen zu verstehen gegeben. Versteckte Posten, zusaetzliche Leistungen, wir waren schon etwas ueberrascht. Natuerlich ist Sebastian nicht der Richtige um unseren Aerger gehoerig Luft zu machen. Die eigentlichen Besitzer des Hostels, die auch die Rechnung frisiert haben, sind natuerlich nicht da. Wie so oft in den letzten Tagen.

Die chaotische Organisation musste auch der Handwerker ertragen, der eigentlich bestellt wurde um das Wasserproblem unter Kontrolle zu bekommen. Wir beobachten ihn wie er den ganzen Tag planlos und ohne jegliche Anweisungen an der Huette herumwerkelt. Gegen Abend steht er wie ein Staubteufel, fluchend und abgekaempft in der Tuer und lasst auf spanisch seinem Unmut freien Lauf. Auch ohne Uebersetzung verstehen wir jedes Wort, seine Gestik und Mimik lassen keine andere Interpretationsmoeglichkeit zu. Ich reime mir folgenden Wortlaut zusammen: „Da ruppe ich von Morgens bis Abends hier die Wand auf, arbeite mich dumm und daemlich und bekomme dafuer nicht einmal einen feuchten Haendedruck. Wo ist hier der Verantwortliche? Morgen bin ich das letzte Mal hier und wenn ich dann immer noch nicht wissen sollte was hier Sache ist, reisse ich die restliche Wasserapperatur auch noch aus der Wand!“ Sprachs und ging staubend von dannen.

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Ah, ein neuer Tag, ein neues Glueck. Die defekte Klospuelung und die vorsinnflutliche Dusche klammere ich ersteinmal grosszuegig aus. Dank der doppelten Dosis an Fusspuder von Matias brauche ich mir heute auch keine Sorgen wegen Fusspilz zu machen. Bei dieser Dusche? Im Leben nicht.

Heute steht das 160 km lange Teilstueck von Cachi nach Salta auf unserem Tourplan. Im Gegensatz zu den 150 km uebelster Schotterpiste im Calchaquital sind es heute nur 60 radmutterfreundliche Schotterkilometer quer durch das Lermatal.

Am Abend zuvor hatte ich Matias noch hoch und heilig versprochen in der oertlichen Bibliothek einen uralten Atlas von Tucuman ausfindig zu machen. Die dort abgedruckten Karten sind von 1890 und enthalten zudem ein paar wirklich seltene Perlen seiner Heimatstadt. Er muss davon unbedingt ein paar Fotos haben. Egal wie schlecht das Licht in der Bibliothek auch sein mag.

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Verkleinerungen. Wir haben 9:45 und warten startbereit auf Matias. Da er unser Treffen um 9:00 aber anscheinend etwas verschlafen hat, wollte ich noch kurz eine kleine Anektode ueber die argentinische Sprache notieren.

Es ist hier besondere, sprachliche Eigenart einfach alles und jeden zu verkleinern. Das wird besonders im hier im Norden soweit auf die Spitze getrieben, das es in benachbarten Laendern und Provinzen als Running Gag angesehen wird. Ein junges Meadchen ist hier z.B. ein Maedchelchen, eine Chicita. Noch juenger waere sie dann eine Chicitita. Das funktioniert mit allen andern Woertern und wird auch staendig angewand. Ein weiteres Beispiel: Es wird ein Bierchelchen bestellt, dazu Broetchelchen und ein Schnitzelchen und anschliessend gibt es in dem Kneipchen nebenan noch ein Eischen.

Auf meine Frage ob ich auf die Art auch auf Spanisch fluchen koennte bekam ich von Matias den offiziellen Grammatiksegen. „Darf ich dir mit meinem Fuesselchen in dein Hinterchen treten?“ ist also erlaubt. Was fuer eine Sprache.

Oh Matias ist da, er musste gestern Abend seiner Freundin noch etwas mit der Buchhaltung helfen. Nicht das was ihr jetzt denken moegt, ich glaube ihm natuerlich aufs Wort! Jetzt noch fix seinen Rucksack besorgen, das Auto von der Vermietung abgeholt und schon kann es losgehen. Michi macht einen letzten Angstbach.

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Ezekiel und der Querholm. Das gestrige Tinkgelage hat seine Spuren hinterlassen. Puenktlich um 6 Uhr morgens haetten wir schwoeren koennen, das jemand durch unsere Bude tiegert. Mensch oder Tier? Direkt um das Bett oder im Raum nebenan? Michi war so auf Draht, dass er direkt die Wohnung durchsuchte. Im Endeffekt war es nur der Mieter vom oberen Stockwerk. Jeder muss mal zur Arbeit.

Schnell wieder rumgedreht, der Wecker ist fuer 11 Uhr gestellt. Ezekiel wollte schliesslich um 12 Uhr fuer ein original, allemanisches Fruehstueck auf der Matte stehen. Er ist auf die Minute puenktlich, zwar etwas lediert, aber bereits startklar fuer einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Fruehstueck im Sinne von etwas Essen kennt er nicht. Ein ultra starker Kaffe und ein Glas Wasser sollte fuer einen Start in den Tag vollends ausreichen.

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Wir haben uns gerade in die „gruene Lunge“ von Tucuman begeben und uns zu einer kleinen Verschnaufpause niedergelassen. Ich sollte die Zeit nutzen um noch ein paar Anekdoten nachzureichen.

Die Leute hier in Tucuman fahren noch ein Kante wilder als in Buenos Aires und Michis Lunge bekommt einen weitern Staubbelastungstest verabreicht. Oh, eine Biene landet gerade auf meinem Notizbuch und 10 Meter weiter korpulieren die Hunde. Die Parkbank auf der wir uns gerade niedergelassen haben, mussten wir ersteinmal von einer ordentlichen Staubschicht befreien. Ich schaetze wenn wir uns gleich weiter auf den Weg machen, sollten Michi und ich uns ersteinmal ordentlich abklopfen. Gegen 2 Uhr werden wir uns wieder mit Matias treffen und waehrend der Rest von Tucuman eine ordentliche Siesta haelt, wird Bastian Pastewka uns seine Heimatstadt vorstellen.

Die Siesta ist hier uebrigens eine ernste Angelegenheit. Von 2 Uhr bis um 5 geht hier rein gar nichts. Die Strassen sind so gut wie leer und die Geschaefte sind geschlossen. Kein Wunder das hier jede Nacht durchgemacht wird. Wer Mittags gut essen kann und schoen seine Siesta haelt hat Abends mehr Energie um noch einmal zu essen um dann nocheinmal was zu essen. Matias ist dicker geworden? Ich weiss nur nicht warum. Merkwuerdig… es muss an der Luft hier liegen.

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Unsere neuen Freunde fuer den heutigen Tag: Danielle, Ezekiel, Matias, Lucretia, Raul und Raquel.

Gegen 8 Uhr morgens weckt mich die aufgehende Sonne im Bus nach Tucuman. Gegen 11 Uhr sollten wir dort ankommen. Ich riskiere einen fluechtigen Blick aus dem Fenster und sehe zum ersten Mal die Pampa. Mir wird im weiteren Verlauf der Fahrt bewusst, warum es gerade dieser Begriff bis in unsere Breitengrade gerettet hat: Links wie rechts, vorne wie hinten sieht man die selbe flache, trostlose, duenn besiedelte Ebene. Fuer Stunden aendert sich nicht das geringste. Wuerde man zufaellig auf unserer Route eine Stelle aussuchen wuerde man diese nicht unterscheiden koennen. Hier und da ein paar kleine Siedlungen und das war es. 50 Millionen Menschen wohnen in diesem riesigen Land, 20 Millionen alleine im Grossraum Buenos Aires, aber das es so duenn besiedelt ist hatte ich mir dann doch nicht vorstellen koennen.

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Wir werden jetzt ersteinmal 14 Stunden mit dem Bus unterwegs sein. Da die Beluchtung etwas schummerig ist und der Bus im zittrigen Schaukelstuhlstil unterwegs ist, versuche ich die Hand trotzdem irgendwie auf Autopilot zu stellen, um den heutigen Tag kurz zusammen zu fassen.

Michis Jetlag scheint so langsam ueberstanden zu sein. Zumindestens war er puenktlich um 7 Uhr morgens fit wie ein Turnschuh. Die Ohropax sind wirklich ein Segen. Ich drehe mich lieber nocheinmal um meine eigene Achse und schlummer ein wenig weiter. Ich traeume davon wie ich vor irgendeiner Kueste beinahe ertrinke und irgendwie wieder das Festland erreiche. Dort steht mein Auto und ich wusste im Traum das ich mich vorher aus irgendeinem nichtigen Grund ordentlich mit Katja gestritten hatte. Ich wusste sie wartet im Auto, doch dort finde ich nur die beiden Trekkingsaecke von mir und Michi. Der Himmel und die Umgebung ist grau, es wird Zeit aufzustehen.

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Motto fuer heute: So weit die Fuesse tragen. Wir hatten fuer heute eigentlich nur einen kleinen 4 km Rundkurs geplant. Im Endeffekt sind es ohne zu untertreiben 14 km geworden. Die kleineren Umwege nicht mitgerechnet. Fuer die Google Earth Freunde unter uns: Startet einfach an der Plaza San Martin, passiert das Museo de Armas, schlendert die Avenida 9 de Julio entlang und kaempft euch nach 9 weiteren Stationen bis zum Cementerio de la ecoleta. Na ihr wisst schon, der Friedhof auf dem auch Evita begraben liegt. Wer bis dato nur den Friedhof von Konz-Koenen kannte, sollte sich schleunigst mit dem Immobilienmarkler seines Vertrauens kurzschliessen. Das die Gruften auf diesem Friedhof keine eigene Klingel bzw. Briefkasten haben war das einzige was wir vermisst haben. Das Friedhofsgelaende ist fast schon eine eigene Stadt. Man kann Stunden dort zubringen ohne auch nur einmal an ein und der selben Stelle erneut zu passieren.

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20/21