Puerto Iguazu, 22.10.06

Das war sie also. Unsere allerletzte Tour in Argentinien. Falls sich jemand von euch jemals zwischen der argentinischen Seite der Iguazuwasserfaelle oder der brasilianischen entscheiden muss, hoert auf meine weisen Worte: nehmt die brasilianische! Wo wir gestern noch auf sehr langen, verschlungenen Wanderwegen an die Faelle herangeleitet wurden, konnten wir heute mit wesentlich weniger Aufwand einen viel besseren Ueberblick ueber die ganzen Wasserfaelle erhaschen. Gundi, falls du noch mitlesen solltest, fuer dich ist natuerlich die argentinische Seite besser. Ein Traum fuer jede Klettergaemse!

Auch heute kommen wir an einem Punkt wirklich sehr, sehr dicht an den Hauptwasserfall heran. Der Anblick ist meiner Meinung nach noch besser als der Teufelschlund von der argentinischen Seite. Zwei Wasserkaskaden donnern links und rechts an der Zuschauerplattform in die Tiefe und die riesige Gischt zaubert zum Greifen nahe Regenboegen.

Da wir heute den ganzen Tag unterwegs sein werden und die Wasserfallbesichtigung nur einen kleinen Teilabschitt darstellte, hatten wir Vormittags und Nachmittags noch alle Haende voll zu tun. Die ganze Tour fuehrte uns 12 Stunden lang quer durch den ganzen Iguazu Nationalpark. Gestartet sind wir per Mountainbike zu einem 20 km Querfeldeintrip. Unser Guide war wirklich sehr umsichtig und erklaerte uns wirklich alles sehr anschaulich und ausfuehrlich. Mit von der Partie war ein junges Paerchen aus Buenos Aires und zwei altgediente Haudegen aus England. Einer der beiden ist zwar schon 71 Jahre alt, aber fit wie ein Turnschuh. Er sah ein wenig aus wie eine Kreuzung zwischen Peter Lustig und Kapitaen Iglu. Wir verstanden uns auf Anhieb praechtig.

Nach der Radtour wurden wir mit einem Boot raus auf den 5 km breiten Fluss gefahren. In der Mitte warteten auf je zwei von uns ein Kajakboot. Nach einer kurzen Einweisung war Michi mein 1. Steuermann und ich der Kombuesenchef. Ehe wir uns umsehen konnten, waren die beiden Englaender auch schon auf und davon. Wir hatten am Anfang noch ein wenig mit der Koordinierung zu kaempfen, nach unzaehligen Drehungen um die eigene Achse, kamen wir aber relativ zuegig vorran. Stromschnellen, Felsen und herumwucherndes Geaest trotzen wir wie waschechte Landeier. Ich versuche den Gedanken zu unterdruecken, dass schon in 15 km Entfernung der Fluss einen klitzekleinen Hoehenunterschied von 143 Metern korrigiert. Mit soetwas im Hinterkopf ist man vom Start weg sehr gut motiviert das Basiscamp zu erreichen.

Platt wie Schamottriesen erreichen Michi und ich das Kajaklager. Etwas spaeter erreichen schliesslich auch die Argentinier das Ziel. Endlich gibt es Fruehstueck. Wir lassen unsere Klamotten auf der Terrasse trocknen und ich fotografiere unmengen von Schmetterlingen die es sich auf dem Kopftuch von Peter bequem gemacht haben.

Nach unserer guten Morgen Gymnastik erhalten wir genuegend Zeit um die Wasserfaelle auf der brasilianischen Seite zu erkunden. Quirrlige, kleine Waschbaeren haben den Park unter kontrolle und treiben so manchen Besucher zur Weissglut. Nach unserem kleinen Rundgang wird es endlich Zeit fuer den kroenenden Abschluss des heutigen Tages. Bewaffnet mit einer Schwimmweste und einem Schnellboot so nahe wie moeglich durch die Wasserkaskaden brettern. Wenn ich durch sage, dann meine ich auch durch.

Vorher wurde uns gesagt, dass man auf der Tour ein wenig nass werden koennte. Die Kameras kann man freundlicherweise in duenne Frischhaltefolie wickeln. Ich habe meine Canon wohlwissend gleich ganz am Eingang abgegeben. Einige Touristen lassen sich vorsorglich gelbe Ganzkoerpersaecke reichen. Mit meinem jetzigen Wissen kann ich nur sagen, da koennt ihr euch auch gleich ein Taschentuch ueber den Kopf legen. Es wird absolut nichts nuetzen. Ich und Michi sitzen zusammen mit dem Paerchen ganz vorne im Boot und dachten schon bis zu einem bestimmten Punkt das wir eigentlich noch relativ glimpflig davon gekommen waeren. Die Gischt peitschte uns zwar ordentlich ins Gesicht, aber als die beiden Bootsmaenner ihre professionellen Regenjacken anzogen wusste ich das das dicke Ende noch bevor steht. Ganz langsam und genuesslich schipperte uns der Fahrer drei mal mitten durch einen der kleineren Wasserfaelle. Wobei klein im Sinne von „fuer unsere Verhaeltnisse immernoch absolut ausreichend“ zu verstehen ist. Das Wasser haemmerte mit voller Kraft auf uns herab. Was fuer eine Gaudi! 3000 Kubikmeter Wasser in allen Klamotten, aber das Grinsen reichte uns ueber beide Ohren.

Spaeter am Abend. Eigentlich wollten wir nur kurz zu Abend essen, aber da sich alle 5 Minuten jemand zu uns an den Tisch gesellte, haben wir in kuerzester Zeit eine halbe Hochzeitsgesellschaft an der Backe. Die Haelfte davon laed Michi in einem ordentlich angeheiterten Zustand zu „Rock am Ring“ ein. Da ich heute etwas vorsichtiger mit meinem Magen sein wollte, bleibe ich lieber bei Cola und Wasser. Trotzdem lachen wir uns alle Mann fast ins Grab.

Es ist alles vorhanden: Ein trinkfester Ire namens David, ein Wein liebender Schotte, Hugh unsere Bekanntschaft aus Norrington von gestern Abend, Hannah aus Muenchen, ein trinkfestes Paerchen aus London und zwei absolut wahnsinnige Tanten aus Polen. Alle bis auf die letzten beiden machen den Abend zu einer wirklich runden Sache. Soviele haarstraebende Geschichten habe ich noch nie an einem Stueck gehoert. Ich denke wir werden noch bis spaet in die Puppen feiern und morgen ordentlich ausschlafen. Unser Trip geht so langsam zu Ende. So ein Abend ist dafuer eigentlich der passende Abschluss. Bitte noch ein Fernet-Cola fuer Michi!

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