12. Dezember – Krabi

„Mama Mia, Mario. Was habe du fuer komische Schluckauf?“

Seit Stunden verfolgt mich ein hartaeckiger Schluckauf. Das Essen war einfach wieder zu gut. Oder zu viel. Oder beides. Da wir jetzt nicht mehr in den vorgegebenen Terminen von T.A.T. unterwegs sind, hatte ich zu Anfangs etwas mit Entzugserscheinungen zu kaempfen. So ein ganzer Tag ohne eine einzige Tour, ein Ziel, einer Richtung. Das war schon etwas ungewohnt. Um den schleichenden Entzug etwas zu erleichtern haben wir heute die in dieser Gegend wohl bekannte „James Bond“ Tour auf dem Programm. Diese hat ihren Namen von einem putzigen kleinen Felsen, der wie ein Nagel aus dem Wasser ragt und irgendwann mal in den Siebzigern in dem James Bond Streifen „Der Fiese mit dem putzigen Colt“ zu sehen war.

Morgens im Bus lernen wir Juergen kennen, ein wirklich netter Landesgenosse. Siemensianer, aufgrund seines defekten Mp3 Players doppelt gestraft, aber mit reihenweisen Globetrottergeschichten gesegnet. Wir lauschen andaechtig und verkuerzen so spielend die obligatorische Fahrzeit. Unser 1. Stop fuehrt uns zur „Monkey Cave“, der Affenhoehle, eine in 4 Abschnitte eingeteilte Grotte, die einen riesigen, liegenden Buddah beherbergt. Dazu noch mehrere Affen und eine bewohnte Fledermaushoehle. Alles frei begehbar und schoen schummerig beleuchtet. Sehr zu empfehlen.

Das Wetter zeigt sich heute von seiner besten Seite. Gestern Abend sagte uns die Gasthausbetreiberin, die im uebrigen aussieht wie Michel Yeho aus „Tiger and Dragon“, dass seit gut einer Woche jeden Abend heftige Regenfaelle gewesen waeren. Wir scheinen heute ordentliches Glueck zu haben. Der Himmel haelt, die Sonne strahlt, so kann es bleiben.

Spaeter fahren wir zum aller ersten Mal am Meer, inklusive Strand, vorbei. Und das nach gut 2 Wochen in Thailand. Juergen kann es kaum glauben. Leider hat der Strand in dieser Gegend eher Mallorcaflair, aber bei weitem nicht so schlimm wir es im Reisefuehrer beschrieben ist. Dort wird unter Ao Nang vermerkt: Wer schnorcheln will sollte damit rechnen etwaigen Longtailbooten als Pistenmarkierung zu dienen. Tatsaechlich sehen wir duzende Boote den Strand auf und ab donnern. Wer Ruhe und Erholung sucht ist hier sichtlich fehl am Platz.

Nach ein paar Kilometern wechseln wir vom Jeep in eines jener Longtailboote. Eine wacklige Angelegenheit kann ich euch sagen, das ein oder andere Mal hatten wir ordentlich Schlagseite. Ploetzliche Gewichtsverlagerungen, freudensspruenge oder Yogauebungen jeglicher Art solle man vermeiden. An Bord fahren wir an den fuer diese Gegend typischen Karstfelsen vorbei. Wie ueberdimesional grosse Patronen ragen die Dinger, ordentlich begruent, aus dem Wasser. Ich wundere mih wie bei diesen Neigungsgraden ueberhaupt ein Baum an der Felswand halten kann. Aber was soll ich sagen: 80 % der Flaeche ist meistens ueppig bewachsen. Nun, einer der beruehmtesten Karstfelsen ist eben jener „James Bond Felsen“, eigentlich „Kao Tapoo“ genannt. Der Onkel liegt gut geschuetzt in einer kleinen Bucht, flankiert mit duzenden Souvenierstaenden und aberhunderten Japanern, die sich gegenseitig mit Motivfotos ueberbieten. Kein Felsvorsprung, der nicht fuer Posen genutzt werden koennte. Die Englaender sind derweilen wiedereinmal besoffen und tapsen mit der Kippe in der Linken und dem Handy in der Rechten durch die kleine Bucht. Neben uns kommt nun auch endlich das russisch/thailaendische Doppel an. Sie mit Flip Flops unterwegs und vor einer Minute erst das Gehen gelernt, er steinreich und ultra tapsig. Die beiden benoetigen eine Ewigkeit um den etwas anspruchsvollen Hinweg zu meisten. Jedes Kleinkind waere aus Mangel an Herausvorderung an Unterzuckerung gestorben, aber fuer das Maedel war es die reinste Qual.

Sei es drum. Katja, ich und Juergen hatten unseren Spass. Auf dem Rueckweg hielten wir noch bei einer muslimischen Bootsiedlung. Die Gemeinschaft lebt schon seit mehreren hundert Jahren mitten auf dem Meer und hat sich inzwischen bestens auf die taeglichen Touristenstroeme eingestellt. Es gibt sogar eine eigene Moschee. Puenktlich ertoent der Muezzin. Der groesste Teil der Siedlung ist natuerlich purer Touristen Nepp. Am Pier angekommen muss man durch 3 riesige Restaurants die ihren fangfrischen Fisch zu absoluten Mondpreise anbieten. Dies setzt sich bei den sich anschliessenden Troedel- und Souvenirlaeden nahtlos fort. Hier zahlt man locker den 4-6 fachen Preis als am Festland.

Als wir gerade so durch die engen Gassen schleichen schmeisst mir eine alte Frau urploetzlich ihren dressierten Affen auf die Brust. Das ganze ging so fix und unerwartet, dass ich mich ordentlich erschreckte, zumal der Affe zielsicher nach meiner Muetze und anschliessend nach der Kamera griff. Haette ich in diesem Moment ein Foto von den beiden gemacht, ich halte jede Wette, einer haette bestimmt die Hand ausgestreckt und 20 Baht fuer die Aktion verlangt. Ach was, der Affe nimmt locker 100 Baht.

So langsam geht auch schon die Sonne unter, wir machen uns auf den Rueckweg. Ausgehungert und durstig wie die Kaelber, lassen wir es uns mit Juergen in einer urigen Kaschemme schmecken. Mein urspruenglicher Plan abends ausgiebig den Blog auf Vordermann zu bringen wird leider vereitelt, da hier in Krabi die meisten Butzen schon um 22 Uhr die Buergersteige hochklappen. Morgen ist auch noch ein Tag, dann muss das Klavier dran glauben. Na dann mal toe!

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