Filmreview: Transformers – Revenge of the script

tranformers.jpg

Heute habe ich wiedereinmal eine echte Murmel des Popcorn Kinos im Gepäck. Transformers – Der Film. Quasi der Vorreiter von „Barbie & Ken – Operation Mienen-Such-Schnuller“ und „G.I. Joe vs. Polly Pocket“.

In einer Zeit in der ganze Trilogien auf der Basis von Themenparks gezimmert werden eigentlich nur eine logische Weiterentwicklung.

Sei es drum. Den begehrten Stempel „Prädikat besonders wertvoll“ hat dieses Werk allerdings um 3 Fußballfelder knapp verfehlt.

Für alle diejenigen die den Film noch nicht gesehen haben gilt die übliche Warnung: Später lesen, es wimmelt von Spoilern und dergleichen. Ach das ist euch egal? Wunderbar, dann kann es ja los gehen.

Zu der Story muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Roboter haben einen Rubikwürfel verloren und suchen diesen auf der Erde. Der Schwippschwager unseres jugendlichen Helden hat diesen bei einer Nordpolsause um 1910 aus Zufall gefunden und dem Militär vererbt. An dem Würfel hing allerdings, auch vereist und nicht funktionstüchtig, der Chef der bösen Roboter: Megatron.

(An dieser Stelle aus Ehrfurcht erschaudern!)

Dieser taut irgendwann auf und macht mit seinen Kollegen eine riesen Sauerei. Material und Personal gehen zu bruch, die Guten gewinnen, 2 1/2 Stunden Film sind vorbei.

Das ganze geht allerdings auch locker in 2 Sekunden:
Fiesling Nr. 1: Her mit dem Würfel!
Held Nr. 1: Hau es ihm in die Brust!
Retter Nr.2: Dem da?
Held Nr.1: Nein, ihm!
Retter Nr. 1: Ach so!
Fiesling Nr. 1: Argh! (Peng)

Aus.

Getreu dem Motto: Wenn es an allen Ecken bummt und kracht, hat es Michael Bay gemacht donnert dieser Tage nun sein neustes Feuerwerk der Gefühle in unsere heimischen Kinos. Nicht das jemand heiß darauf gewartet hätte, es ist einfach da.

Feinfühlige Geschichten und Dialoge sind bekannterweise nicht so sein Ding, sprechen Michael Bays frühere Werke wie Bad Boys I &II, The Rock, Armageddon doch Bände. Wenn es ihn dann doch mal richtig kribbelt und er mit vollem Elan versucht etwas mit Substanz zu zaubern, kommen XXL- Pathos Schmonzetten wie Pearl Harbor heraus.

Wer also in einen Bay Film stolpert weiß was ihn erwartet.

Grundzutat Nummer 1: Es müssen mindestens acht 360° Kameraschwenks vorkommen, am besten um jeden einzelnen Darsteller, vorzugsweise in Zeitlupe, Angefangen am großen Zeh und endend bei einem weit offen stehenden Mund. Will Smith erlange seinerzeit mit diesem doppelten Bayberger Weltruhm.

Neuerdings wird dieser Twist mit einem weiteren 360° Schwenk um den jeweiligen Kopf vollendet. Der Mund muss dabei leicht zucken, die Augen müssen geschlitzt sein und der Schweiß sollte verheißungsvoll glitzernd von der untergehenden Sonne beleuchtet sein.

Grundzutat Nummer 2: Synthiemusik, bitte reichlich davon. Sie sollte laut sein, hämmernd, pumpend und immer dann dröhnen wenn man sie am wenigsten braucht. Das Ganze wird gekoppelt mit einer Prise Rock, verkniesdaddelt mit aktueller Chartsoße und dem Besten was eine verstaubte Jukebox in der Einöde von Texas nach Feierabend so her gibt.

Vorzugsweise komponiert von Trevor Rabin, falls Bay selbst Regie führt. Ansonsten immer wieder gerne aus der Truhe genommen: Hans Zimmer, wenn Bay/Bruckheimer produziert. Sollten aus irgendeinem Grund diese beiden nicht zur Verfügung stehen nimmt man halt, nun ja… wie heißt der noch gleich? Ach ja: Steve Jablonsky. Das Ergebniss ist im Großen und Ganzen das Gleiche. Unglaublich schwülstige, pathetische Soundsoße, die man selber gehört haben muss um sie zu glauben. RTL und Pro7 werden sich freuen, endlich gibt es wieder Schablonenmusik für kommende Gameshows mit Sonja Zielow.

Grundzutat Nummer 3: Ein omnipräsentes, perfekt ausgerüstetes und immer potentes Militär.

Innerhalb von 2 Minuten mit jedem nur erdenklichen Equipment an jedem Zipfel der Welt verfügbar, immer motiviert, immer bereit auch nur für eine Handvoll Soldaten das Schicksal einer ganzen Nation auf’s Spiel zu setzten. Da geht man noch mit stolz geschwellter Brust in Zeitlupe zum Flieger, während im Hintergrund die Sonne in der blauen Lagune versinkt. Bye, bye Baby, zum Brunch bin ich wieder zu Hause., die amerikanische Flagge immer griffbereit als Schnuffeltuch unter dem eigenen Helm versteckt.

Und die Befehlsgewalt! Die versetzt wahre Berge, bzw. ganze Telefonleitungen. Mit blankem Gehorsam gelingt es da z.B. einem Soldaten in der Wüste mitten im Gefecht mit einem Handy über die katarische Telefonauskunft direkt ins Pentagon durchgestellt zu wird. Jawoll Sir, zu Befehl Sir. Ich stelle sie durch! Na, das klappt noch alles wie am Schnürchen.

Allerdings nehmen es bei Bay die Soldaten nicht so genau mit Kulturgütern. Da kann es schon mal sein, dass die nächstbeste Oase ein paar Bomben und 5 minütigem Dauerbeschuss weichen muss.

Dieses Militär ist zugleich aber auch völlig Web 2.0 kompatibel. Heureka, Internet ist modern und das amerikanische Militär ist es natürlich auch. Da chattet der gemeine Soldat per Webcam mit der schwangeren Frau, betreibt den ein oder anderen Blog und macht selbst im dichtesten Kugelhagel gestochen scharfe Schnappschüsse mit dem topmodernen Fernglas.

Jetzt kommt die Preisfrage: Es ist Nacht, ein besonders mies gelaunter Roboter schießt gerade deine Militärbasis zu klump, du fliehst, stolperst und kommst dummerweise genau unter den Beinen des Roboters zum liegen. Was machst du?

Antwort A: Du sagst: Oh mein Gott! Was ist das?!!!
Antwort B: Du donnerst dir ordentlich die Hosen voll.
Antwort C: Du nimmst in aller Seelenruhe deine brand neue Digitalkamera heraus, zoomst auf den Kopf des Roboters, sprichst nochmals Oh mein Gott was ist das?! und machst ein Foto.
Richtig ist natürlich A,B und C. Gewinne, Gewinne, Gewinne!

Wenn man wie Michael Bay erst einmal bei Bruckheimer in die Lehre gegangen ist, der immerhin für den kommerziell erfolgreichsten Militätwerbefilm schlechthin bekannt ist (Top Gun), wundert einen eigentlich gar nichts mehr.

Mit von der Partie ist auch wieder der übermotivierte Wissenschaftler der seit 1932 damit beschäftigt ist die Temperatur von egal was zu messen. Bei diesem Film handelt es sich um den Hauptbösewicht Megatron, aber eigentlich ist es wurscht. Hauptsache es wird gemessen.

Als dieser zufällig aktiviert wird und alles um sich herum zu klump schießt hatte ich mich schon gefragt, ob man in der nächsten Szene noch einen Wissenschaftler erblicken könnte, der trotzdem noch die Temperatur misst. Bingo, da hinten stehen noch zwei, seelenruhig. Die Messfühler an der Murmel. Das sind noch Arbeiter! Bravo, das gibt eine Gehaltserhöhung!

Immer wieder gern genommen ist auch der obligatorische Hakerangriff mit Viren, die auf jedem Monitor mit einem Downloadfenster quittiert werden. Soll dieser Hakerangriff abgewehrt werden, egal ob dies nun in einer Militärbasis, in der Airforce One oder im Pentagon geschieht, reicht es vollkommen aus ein einziges Kabel zu durchtrennen. Dieses befindet sich am besten in einem IKEA PS Schrank, gesichert mit einem 3€ Baumarktschloss. Nur so kann man sich Dialoge erklären die sich folgendermaßen abspielen:

Kappt das Kabel!
Es geht nicht!
WIESO???!!
Der Schrank hat ein Schloss!!

Das ist ebenso behämmert wie:
Ich kann nicht fliehen!
WIESO NICHT???!
Man hat mir die Schnürsenkel zusammengebunden!
Ihr Schweine!!!

Generell ist die Computerausrüstung immer auf dem neuesten Stand. Sehr vorbildlich, alles wie aus dem Ei gepellt. Es gibt überdimensionale Bildschirme, gut aussehende, junge Programmierer, vorzugsweise weiblich (wenn männlich, dann bitte mit Bart und Bierbauch ), die nichts anderes zu tun haben, als schöne bunte Balken zu analysieren, die sich bei näherer Betrachtungsweise als klingonische Botschaften entpuppen.

Erst neulich habe ich auf CNN den echten Kontrollraum der Nasa gesehen, was für ein meilenweiter Unterschied. Als wolle man mit Lochstreifen die Enterprise kontrollieren. Realität, bitte melden! Ach verdammt, es ist ja Popcorn Kino. Ich bitte um Verzeihung. Realität, bitte meiden!

Über faktische Fehler will ich hier nicht erst weiter reden. Star Wars gibt es schließlich auch noch. Wenn allerdings mit geschwellter Brust erklärt wird, dass die Amis dem Megatron, den sie 1932 im ewigen Eis ausgegraben haben alle ihre technischen Errungenschaften zu verdanken haben, einschließlich dem Auto, dann frage ich mich was unser gutes Tüftlergespann Daimler/Benz die ganze Zeit so getrieben haben.

Die restlichen Grundzutaten bestehen aus einer Story die unbedingt in einen Satz passen muss, jeder Menge chromblitzender Autos, kessen Bienen ohne Sinn und Verstand und mindestens 23 Sonnenuntergänge in nur 3 Tagen. Aber bitte ohne Farbfilter. Soviel Zeit muß sein. Dieses Trademark bleibt einzig und alleine Tony Scott vorbehalten!

Das besondere Schmankerl: Tages und Nachtzeiten wechseln im Sekundentakt. Plan 9 läßt grüßen.

Ach ja, nicht zu vergessen: Productplacement! Ebay sollte mindestens alle 2 Minuten genannt werden, die meisten Autos müssten von General Motors sein und Nokia bzw Apple sollten möglichst elegant und nicht zu auffällig im unteren Bildrand geparkt werden. War da nicht eine Xbox 360 im Bild? Verwandelt die sich nicht gerade in einen Transformer? Unwichtig. Nächste Szene bitte.

Herrlich, da bekommt man noch was für sein Geld. Keine Frage, der Film sieht sehr gut aus. Handwerklich haben die Jungs von ILM wieder ganze Arbeit geleistet. Aber selbst für einen reinen Popcorn-Action Kracher kommt das ganze dann doch etwas schal herüber. Man hat nie das Gefühl mehr sehen zu wollen, die Rezeptoren sind irgendwann einfach voll.

Den rudimentären Spannungsbogen sucht man vergebens. Ich weiß, den gibt es bei Popcorn Kino generell nicht, aber es sollte doch einer Achterbahnfahrt gleichen, es sollte unterhalten, einen im einfachsten aller Fälle mit der Bilderflut kitzeln. Transformers tut dies zu keinem Zeitpunkt.

Und die Schauspieler? Bitte, man benötigt noch Schauspieler? Aus Fleisch und Blut? Sagt das mal Robert Zemeckis. Der befindet sich was das angeht bereits in ganz anderen Sphären.

Nun gut: Die Schauspieler. Megan Fox hat nichts weiter zu tun als gut auszusehen, Shia Labeouf stolpert sich ganz passabel von Szene zu Szene, Jon Voight zerfällt langsam aber sicher zu Staub und Anthony Anderson spielt das was er immer spielt. Den dicken, nervenden Bruder von Nebenan. Alle anderen sind eh nur schmuckes Beiwerk für die ganzen Explosionen und Robotereffekte. Völlig neben der Spur läuft allerdings John Turturro, eigentlich einer der Könige der B-Rollen. Entweder war Turturro chronisch unterzuckert oder aber er hatte einfach keine Lust. In der Regel nimmt Bay bzw. Bruckheimer Steve Buscemi für den Job des leicht verrückten, ewig quengelnden Sidekicks. Nun gut, jeder braucht mal Urlaub.

Auch etwas mehr Abwechslung in dem Gebrauch von Oh mein Gott! und Habt ihr das gesehen?! hätte ganz gut getan. Ich kann mir Bay ganz gut vorstellen wie er am Set sitzt, bewaffnet mit seinem Megaphon und einem Notizblock und schreit: Wir hatten in der letzten Szene erst 23 –Oh mein Gott!- und nur 12 von unserem beliebten –Was ist das?-. Megan, versuch dieses eine Mal ein –Was zur Hölle ist das?- und du Shia , lass den Dackel weiter im Blick, das wirkt super, so zerbrechlich. Okay, und Action!

Für dieses ganze Klimbim gibt es von mir 4.5 von 10 rostigen Radmuttern. Nicht ganz so schlimm wie Piraten der Karibik, aber verdammt dicht dran. In diesem Sinne: Gut Holz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.