Pirates of the Caribbean – Am Ende des Drehbuchs

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Falls jemand noch einen guten Film für einen verregneten Abend suchen sollte, meidet diesen Film. Wer auch nur im Ansatz erhofft hatte das der schwächere 2. Teil wieder in besseres Fahrwasser geschubbert werden würde muss ich leider bitter enttäuschen.

Nicht das Pirates of the Caribbean3 schlecht wäre. Man bekommt einiges geboten: Die Ausstattung ist enorm, die Effekte sind gut, der Sound bombastisch. Johnny Depp spielt gewohnt lässig und hat mit Abstand die besten Szenen, Geoffrey Rush macht auch eine sehr gute Figur. Beide können allerdings soviel kauzen und spauzen wie sie wollen, sobald die beiden Magermagneten Orlando Bloom und Keira „Nachtlicht“ Knightley die Aufmerksamkeit haben, ist Hopfen und Malz verloren. Bloom versaut einfach jeden Film. Seine Rolle halbwegs interessant zu gestalten ist allerdings auch ein Ding der Unmöglichkeit. Unsymatisch, nervig, langweilig. Der ganze Film will einfach nicht so recht funktionieren. Zu viele Ideen in einem viel zu langen Film.

Gleich zu Beginn musste ich mich fragen ob ich nicht eigentlich in einem Musical gelandet bin. Mehrere Piraten werden zum Schafott gebracht und intonieren auf einmal aus hundert Hälsen ein überaus langweiliges Piratenlied. Schnitt… es fliegt eine Münze in Zeitlupentempo und es folgt… Keira Knightley in China… singend und trällernd. Nun ja, für die ersten 10 Minuten nicht schlecht. Erinnert ein wenig an Monty Python: „Du wirst die Burg erben! – Aber Vater, ich möchte doch singen!“

Was nun folgt sind ungefähr 33.000 gefühlte Plotwirrungen und Showdowns, die einem am Ende so herzhaft egal sind, das es auch keinen Unterschied mehr machen würde, wenn die Welt noch in zwei Hälften zerbrechen würde. Irgendwo hatte ich gelesen das man extra für den dritten Teil auf Slapstickeinlagen der Marke „ich-Prügel-mich-auf-einem-den-Berg-herunterrollenden-Riesenrad“ verzichtet hätte. Warum man dann allerdings die komplette letzte Stunde zwei Schiffe in einem Wasserstrudel umrührt, 4000 Komparsen abwechselnd mal das eine, mal das andere Schiff entern läßt, um gleichzeitig Keira und Orlando in den Hafen der Ehe zu versetzen ist etwas mysteriös. Cool war es nicht, egal eigentlich auch und 60 Minuten wären gespart gewesen.

Nun gut Logik erwartet man in einem solchen Film nun wirklich nicht, aber manche Dinge muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen, sonst glaub man es kaum. Davy Jones, dieser Tentakelonkel aus dem 2. Teil, ist in diesem Akt im Dienst der englischen Flotte. Er bombt etwas angesäuert und genervt mit der Flying Dutchmen so ziemlich alles aus dem Wasser was nicht Niet und Nagel fest ist und das auch nur, weil der Admiral der englischen Flotte den Schlüssel zu einer Truhe besitzt, die sein Herz enthält. Die Truhe wird im übrigen von 2 unterbelichteten Landeiern bewacht, die wir noch aus dem 1. Teil kennen. Wieso, fragt man sich spätestens nach 40 Minuten, geht Davy Jones nicht einfach hin und macht mit der gesamten Crew kurzen Prozess? Tot ist er ja bereits, schlecht gelaunt und motiviert ohnehin, die 35 Engländer sollten doch kein Problem darstellen.

Nun gut, nur zu. Schließlich will alles etwas in die länge gezogen sein.

Im übrigen kann ich mir gut vorstellen wie der Produzent Jerry Bruckheimer extra einen armen Seelenklempner engagiert hat, der Regiseur Gore Verbinski immer über weitere möglichen Handlungsstränge informieren sollte.

„Okay Gore, paß auf. Ganz wichtig, Depp muss aus dem Jenseits zurück, die Szenen in der Salzwüste müssen wir noch etwas überdenken. Erinnert etwas an Matrix. THX1138 Optik funktioniert nicht immer. Bloom muss seinen Vater finden, erlösen und noch nebenbei Keira heiraten. Die allerdings muss noch Chow Yun Fat heiraten, ihren Exverlobten wiedersehen, küssen und dann wieder verlieren. Anschließend muss sie noch zum Piraten werden und den Piratenkongress einberufen. Ihr Vater muss auch rein, aber ich glaube den lassen wir einfach sterben. Mit der Mammi Fortuna aus dem 2. Teil müssen wir soetwas drehen wie mit Darth Vader in „Das Imperium schlägt zurück“. „Ich bin dein Vater“ oder sowas… Gottheit kommt aber auch gut. Generell müssen wir noch die komplette englische Armada versenken und einen der 57 Showdowns in einem Wasserstrudel filmen. Das ganze Brimborium um den Piratenkodex packen wir einfach hinten dran, wird schon irgendwie passen. Ach ja Gore, eine Sache noch. Keira hat wieder etwas abgenommen und lässt permanent den Mund auf, versuch wenigsten in einer Szene zu erreichen das sie nicht so merkwürdig dreinschaut. Das Fax von Keith Richards leg ich dir auf den Tisch, der will in seinem Cameo Auftritt Gitarre spielen.“

Ihr könnt mir glauben, das alles kommt mehr oder weniger akkurat genau so bescheuert im eigentlich Film. Jetzt könnte man natürlich einwenden, es sei nur ein Popcornfilm und auch nicht für mehr gedacht. Genau aus dem Grund verstehe ich nicht wieso man Stoff für 8 Filme, die dazu keiner sehen will, unbedingt mit biegen und brechen in einen packt.

Eine simple Story nach dem Schema aus Teil 1 wäre wesentlich entspannter gewesen. Am Ende von Teil 3 blitzt diese alte Tugend noch einmal kurz auf. Jack, zwei Mädels und ein abhanden gekommenes Schiff. Mehr braucht es nicht.

Schade eigentlich. Was lernen wir aus alle dem? Erstens: Leute die den 1. und 2. Teil nicht kennen werden den 3. Teil nie und nimmer verstehen. Alle anderen allerdings auch nicht. Und Zweitens: Bloom meidet man um jeden Preis, es sei denn er spielt in einem Film von Ridley Scott. Das beste an dem ganzen Film war im übrigen die Vorschau zu Ratatouille, der scheint wirklich fein zu werden. Pirates bekommt von mir 3 von 10 möglichen Holzaugen.

In diesem Sinne: Gut Holz.

8 kommentare

DAS klingt irgendwie negativ…..

Könnte es sein, das dir der Flick nicht ganz so zugesagt hat???
Aber ich muß mir wohl doch ein Bild von diesem Grauen machen. Zumal Keira Knightley mitmacht. Aber ich werde mir besser keine Frau mitnehmen die die Handlung nicht rafft…das könnte äußerst kompliziert werden…..

Danke für die Kritik, mehr in dem Stil…

Achim

Also so im Grossen und Ganzen hast du Recht. Dann aber auch wieder nicht (Frauenlogik).
Also es waren tatsächlich ein bisschen viel Handlungsstränge/Schnitte in dem Film. Inhaltlich kann man dem ganzen hin und her und vor und zurück vermutlich nur als Frau folgen 🙂 Ich jedenfalls hatte da wenig Schwierigkeiten. Aber man muß unbedingt den 2. Teil gesehen haben. Und den vielleicht auch besser zweimal um alles zu verstehen.
Und ich war auch ganz gut Unterhalten. Mir waren da aber irgendwie ein wenig zu viele Jack Sparrows drinne. Der Begriff gespaltene Persönlichkeit bekommt da eine neue Dimension.
Und wirklich merkwürdig finde ich, dass nur ein Schiff tatsächlich versenkt wird (oder hab ich da was verpasst??) und die ganze restliche Armada dann flieht.

Übrigens, wer nen wirklich miesen Film sehen will sollte Spiderman 3 schauen. Da sind nämlich selbst die Actionsequenzen, die das ganze langweilige Gelabber unterbrechen, einfach nur zum gähnen.

@ Phantomfies: „Der Fluch“, der war gut. Was kommt als nächstes? Wir gehen in „Der böse Blick 3“, „Fußpilz kehrt zurück“ oder „Hexenschuss und Buckelpein“? Ach ja stimmt: „Nicht aufregen!“

@ Tunika: Da muß ich mir SP3 (Service Pack 3) eigentlich irgendwann mal ausleihen. Scheint ja ein Heidenspass zu sein. Yoho? Aye! Hrrr, hrrr, hrrr!

Also irgendwie….fand ich Spiderman 3 jetzt gar nicht so schlecht….

Ok, es mag daran liegen, das meine derzeituge Lieblingsbeschäftigung ist, meinem Hirn beim Auslaufen zuzusehen…aber egal…..so ein richtig schöner „Easy Viewing“ Film ist doch zur Abwechslung nicht zu verachten……obwohl ich mich schon wie Bolle auf Rattatouille und diesen Surfer-Film mit den Pinguinen freue…….

Surfs up!! No worries mate!!

Alles was mehr als 300 Millionnen kostet werde ich glaube ich ersteinmal von der Nahrungsmittelliste streichen.

@Achim: Stimmt! Surfs up. Den hatte ich ganz vergessen. „Yummi, yummi, yummi!“

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