Puerto Iguazu, 21.10.06

Abgebrannt aber gluecklich sitze ich in der Hostellobby. Im Radio laeuft „The dark side of the moon“, das ganze verdammt Ding. Ich bin im Himmel angekommen.

Michi hat sich nach unserem kilometerreichen Fussmarsch durch, an und um die Iguazuwasserfaelle ersteinmal an den Pool gehauen. Ich bleibe lieber noch ein wenig in der Lobby und schreibe meine Notizen. Bei dieser optischen und musikalischen Untermalung ein Kinderspiel. Ich mache ein Foto.

Heute morgen hatte ich gleich zu Beginn ein groesseres Treffen mit dem goldenen Porzelangott. Da ich eigentlich davon ausgegangen bin meinen guten alten Magen wieder unter Kontrolle zu haben, kann ich diesmal nicht sagen was genau den Ausschlag gab. Wird Heinecken eigentlich nach einem Reinheitsgebot gebraut?

Die viel zu heisse Dusche gibt meinem Kreislauf den Rest. Kreideweiss torkel ich wieder zurueck ins Bett. Die Tour zu den Wasserfaellen startet ja erst in gut 2 Stunden. Eine kleine Pause und ich bin bestimmt wieder fit.

Wie sagt man doch gleich? Spinne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen? Ein ganz besonders schoenes Prachtexemplar weckt mich, auf meiner Wange sitzend, rechtzeitig zur Tour. Ich bin so perplex das ich die Tante gedankenverloren auf meinem Nachttisch absetze. Michi macht dokumentarische Beweisfotos. Der Vorteil von so einer Schocktherapie: Meinem Magen ging es nie besser. Vielleicht sollte ich heute abend, nackt, bei Vollmond, um die Haeuser schleichen und Spinnen in Einmachglaeser sammeln.

Heute geht unsere Tour ueber die argentinische Seite an die Iguazuwasserfaelle heran. Von der brasilianischen Seite, die wir morgen besuchen, hat man angeblich einen besseren Panoramablick. In Eigenregie und voellig in Ruhe koennen wir heute von 10 Uhr bis 5 Uhr das ganze Areal erkunden. Es gibt unzaehlige Wege und Bruecken, die uns ueber mehr oder weniger groesse Umwege immer naeher an die wirklich sehr beeindruckenden Wasserkaskaden heranfuehren.

Zu einem etwas abgelegenen Aussichtspunkt muessen wir mit einem Boot uebersetzen, ehe es ueber gefuehlte 5000 ultrasteile Naturtreppenstufen zu einem Seitenarm herauf geht. An uns vorbei kriechen, torkeln und quaelen sich Meandern von Rentnergruppen, die sich offensichtlich sehr ueber die gebuchte All-Inklusiv Tour von LTU freuen. Solche Strapazen will ich mir im hohen Alter nicht mehr antun muessen. Die Bikini und Flip Flop Nordamerikaner sind aber auch nicht besser dran. Ein Sonnenbrand jagt den naechsten und fast jeder 3. hat sich mit Flip Flops und Highheels die Knoechel verhunzt.

Die Kroenung ist ein 3×4 Meter abgegrenztes Planschbecken fuer eiserne US-Fun-Touristen. Neben mir fragt eine Haarsprayblinse suess saeuselnd auf englisch ihrer Kollegin: „Und wie ist das Wasser? – Das Wasser? Oh wundervoll! Ganz vortrefflich! Das Highlight bist jetzt!“ Ich hoffe auf den Blitz der jetzt und in diesem Moment zur Erde fahren sollte. „Und wie ist die Felswand? Schoen kalt? Wo gibt es hier Erfrischungstuecher?“ Jesses!

Unser letzter Abschnitt bringt uns mit einer urigen Bimmelbahn direkt zum groessten Wasserfall hier in Iguazu. Dem Teufelsschlund. Angeblich wurden hier frueher einmal Bootstouren etwas weiter flussaufwaerts angeboten. Das ging solange gut bis schliesslich 1926 ein Boot etwas zu langsam paddelte und mit 11 deutschen Touristen die Schlucht herrunter bretterte. Als ich den Teufelsschlund erblicke frage ich mich wie jemand ueberhaupt auf die Idee kommen konnte so etwas auch nur entfernt anzubieten.

Unser Weg zurueck fuehrt uns ueber eine der vielen Haengebruecken, die ueber das sehr breite Flussdelta gezogen sind. Ich hoffe das die Stahlmuttern ordentlich nachgezogen wurden, waere doch ein prima Job fuer einen Praktikanten. Deine erste Amtshandlung fuer diese Saison, 13 Millionen Stahlmuttern mit einem Ikeaimbusschluessel nachziehen. Viel Spass mein Sohn!

Im Zug zurueck faellt mir zum wiederholten Male eine aristokratisch angehauchte japanische Familie auf. Vater, Mutter und Tochter im besten Alter sind dermassen picobello sauber angezogen, dass die drei foermlich jede andere Menschenansammlung ueberstahlen. Ich denke bei mir: das muss der letzte Kaiser sein. Morgen haben wir eine sehr aktivitaetslastige Rafting-, Trekking- und Bikingtour auf die brasilianische Seite der Iguazuwasserfaelle geplant. Wenn ich morgen nicht schon im Vorfeld alle Viere von mir strecken will, muss ich heute zeitig in die Falle. Mit oder ohne Spinne.

1 kommentar

Spiderman hab ich jesacht….. finger weg vom Jens!

Gut das ich deine neuen Freunde nicht kennenlerne. Ich bin
ja schon mit den carpetcrawlers überfordert.

Nur noch drei Tage, jubel, jubel, freu, freu!

Liebe Grüße an die Teufelslamas und ihre
neuen kleinen Untermieter

von der Katja

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