Cachi, 06.10.06

„Es ist Zeit aufzustehen. Die Zeit ist 9:00.“ schallt es auf spanisch aus dem Handy von Matias. Kurz darauf Stimmen auch meine besoffenen Piraten aus der Karibik ihr Klagelied an.

Meine Herren! Habe ich einen Mist getraeumt! Stephen Hawkins hat uns in Buenos Aires als Taxifahrer zu seiner eigenen Buchlesung von „Das Universum in einer Nusschale“ chaufiert. Dort angekommen habe ich natuerlich prompt meinen Rucksack verloren. Michi war traumtechnisch gesehen auch nicht viel besser dran. In seinem Gehirnkino haben wir eine Frau aus dem nur huefthohen Pool vor unserem Hostel vor dem Ertrinken gerettet. Diese bedankte sich dann allerdings nicht bei uns, sondern bei ein paar dahergelaufenen Gringos, die am Beckenrand herumlungerten. Anschliessend haben uns zwei Dobermaenner quer durch Cachi gejagt.

Na, da kann einem nur noch eine heisse Dusche helfen. Schrieb ich gerade „heiss“? Warmes Wasser kostet hier dem Anschein nach extra und so muss die heutige Hygiene etwas spartanischer ausfallen.

Auf der Plaza besorgen wir uns neue Pesos und investieren einen Teil davon in unseren ersten, eigenen, original argentinischen Mateteebecher. Michi informiert sich schon sicherheitshalber bei Matias wieviele Tonnen Tee er legal nach Deutschland einfuehren kann. Das Zeug muss mit! Keine Frage. Lecker wie jeck.

Waerend die beiden die Penunsen besorgen, fotografiere ich eine Art oeffentlichen Kindergottesdienst. Ob es eine Jugendweihe oder Kinderkommunion war, konnte Matias mir spaeter auch nicht genau erzaehlen. Die Kinder haben Fluegelchen umgeschnallt und tragen wallende Gewaender. Dazu ertoent ganz klassisch auf der Gitarre und natuerlich in spanisch: „If your happy and you know it, clap your hands…“ Da bleibt kein Auge trocken, da huepft sogar das Kameraschnitzel mit den Kindern um die Wette.

Nachdem wir den Hostelbesitzer, scheinbar der spanische Zwillingsbruder von Steven King, bezaht haben starten wir endlich Richtung Cachi. Erster Zwischenstop; die „Los Menderos“. Das sind riesige Sandduenen kurz hinter der Stadt. Vor den Duenen liegt noch ein riesiges, erst vor kurzem abgebranntes Waldgebiet. Gespennstisch. Ich sehe soetwas zum ersten Mal. Michi sucht verzweifelt nach krabbelndem Wuestengetier.

Weiter geht es durch die Cafayate Schlucht zu dem obligatorischen Teufelsschlund. Diese riesige, frei begehbare Felsspalte ist eine von drei sehr bekannten in dieser Gegend und liegt etwas abgelegen von unserer eigentlichen Route. Der 30 km Schotterpistenumweg hat sich aber definitiv gelohnt.

Matias faehrt heute einen ganz besonders heissen Reifen und treibt mit dem Drehzahlmesser Michi und mir die ein odere andere Schweissperle auf die Stirn. Aber der unbeladene LKW, der vor uns durch die Serpentinen pfluegt, ist nochmal von einer ganz anderen Qualitaet. Er scheint das Teufelslama hoechst persoenlich zu sein und wer den Film „Duel“ von Steven Spielberg kennt, kann sich ungefaehr vorstellen mit welcher Energie der Fahrer unterwegs war. Gott sei dank haben wir dieses Ungetuem nur vor uns!

3 Uhr Mittags. Eine kleine Rast. Michi versucht seinen Magen mit dem argentinischen Nationalgetraenk, Fernet mit Cola, zu beruhigen, ehe es weiter auf der holprigen R40 weiter Richtung Cachi geht.

Der groesste Teil dieser Strecke ist offiziel eine Bundesstrasse und so auch auf unsere Karte eingetragen. In Deutschland wuerde dieser Ruebenacker aber nicht mal annaehernd als Weinbergspetchen durchgehen. Wir fahren durch riesige, ausgetrocknete Flussbette, bestaunen die zerklueftete, unwirklich anmutende Mondlandschaft und verkalkulierten uns hoffnungslos mit unserem Zeitplan, so dass wir erst 1 1/2 Stunden nach Sonnenuntergang an unserem Ziel eintreffen. Korsika war schon teilweise moerderisch schlecht zu befahren, aber dieses Teilstueck der R40, welches im uebrigen immernoch die selbe Strecke ist die man ab Feuerland quer durch Argentinien fahren kann, ist der absolute Hammer. Ich fand es herrlich. Die Stossdaempfer wohl weniger.

Jetzt noch fix den Tag mit ein paar wohl verdienten, kuehlen Bierchen ausklingen lassen, um Morgen frisch, fromm, froehlich und frei das letzte Teilstueck nach Salta zu bestreiten. Die Strecke soll noch spektakulaerer, aber auch noch schlechter zu befahren sein, als die heutige. Der Mietwagenbesitzer wird sich bestimmt aus dem nicht vorhandenen 3. Stock werfen, wenn Matias ihm die Schuessel am kommenden Sonntag wieder auf den Hof setzt.

Oh ha, Matias schnarcht wieder wirklich hart … Ich brauche was zum werfen. *g

1 kommentar

Hossa Muchachos!

Da kann ich nur sagen: gut das wir auf Korsika trainiert haben!
Ich wusste das der Höllentrip nicht umsonst war 😉

Bringt bitte von dem Mate-Tee mit, den will ich unbedingt
auch mal probieren. Gibts da auch diese Spezial-Strohhalme
dazu?

Trier Update: Neue Top-Attraktion! Der Ratio hatte heute Eröffnung! Ich hatte Spätschicht, und habe 40! Minuten gebraucht um durch die Zurmainer auf die Autobahn zu kommen. Morgen schau ich es mir auch mal an.

Liebe Grüße und Küsse

Katja

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