Eine Überdosis Realitätsverlust

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Vor ein paar Tagen habe ich von diesem „Hustle the sluff“ Hype erfahren. Wer es noch nicht kennen sollte, kann auf google etwas stöbern. Meinem Informanten, dessen Namen niemand, niemals und unter keinen Umständen jemals erfahren darf, habe ich allerdings schon damals nahe geleget, dass es sich sehr wahrscheinlich nur um einen Marketing Gag handelt. Trotzdem scheint immernoch für die ganze Aktion ein nicht zu unterschätzender Anteil an Hirnschmalz draufzugehen.

Heute stolpere ich aus Zufall über einen Artikel auf spiegel.de in dem von einem Mädel erzählt wird, welches alleine und verlassen in einer kleinen Hinterwäldler Gemeinde ohne Dorfdiskoanbindung vor sich hinvegitiert. Aber, Gott sei dank hat sie ja einen Internetzugang, einen Youtube Account und jede Menge wichtiger Dinge zu erzählen. Etwas Zeit geht ins Land und schon hat das kleine 16 Jährige Mäuschen einen respektablen Viewcount zu verbuchen. Immer mehr schreiben ihr, drehen selber Videos und backen wohlmöglich tonnenweise Kuchen im Keller. Ich vermute auch mal das einige schon die ersten Verlobungsringe aus Moria besorgt haben.

Am Ende stand hinter der ganzen Aktion allerdings eine Werbeagentur. Wie so oft. Schade für die „Community“. Diese weint jetzt den ganzen Tag über ihren Realitätsverlust wie schon seinerzeit über das Blair Witch Project. Ich hatte immer gehofft das die Leute Dinge mehr hinterfragen und nicht alles für bare Münze nehmen. Vielleicht kommt der alte Geist aber auch wieder zurück. Morgen erhalte ich eh wieder einen Kettenbrief von einem totkranken Krebspatienten aus Köln, der noch heute eine Weiterleitung an alle aus meinem Adressbuch haben will. Diesmal ganz echt. Die Handynummer steht ja schließlich auch drin. Kein Fake! Nun glaubt mir doch! Ich bin echt! Alles im Internet ist echt. Auch Videos auf YouTube. Kommt schon Jungs! Der Gewürzkasten oben auf eurem Hals kann mehr als ihr glaubt. Allerdings nicht nach 24 Uhr, Vollmond und Hochwasser.

Hier der Link zu dem sehr guten Spiegel Artikel.

4 kommentare

Ich war auf die lonelygirl story aber auch eingestiegen. Bei mir sind keine unterschwelligen Nachrichte angekommen (dafür ist mein Englisch zu schlecht / sitze so schon dauernd mit dem Oxford-Englisch-Duden vorm PC). Wo ist der Unterschied, ob ich mir einen Hollywood Film anschaue, und dann vom Merchandising für die DVD, das Buch zum Film etc. überrannt werde, oder ob ich noch Spaß dabei habe, wenn ein Produkt vorgestellt wird? Niemand gibt an irgendeiner Stelle einer Marketing-Kampagne seinen Verstand ab, weswegen jeder auch einfach wegklicken kann, wenn es einem nicht mehr passt. Ich finde lonelygirl gut, ich finde hustle the sluff interessant, und ich fänd es cool wenn mir mal jemand eine Todesanzeige mit versteckter Botschaft zu schicken würde (mittlerweile sollte es noch kreativer sein).

Na, du läufst einfach Gefahr das du ab einem bestimmten Zeitpunkt alles und jeden hinterfragst. Früher konnte man noch mit ruhigem Gewissen kritisch an eine Sache heran gehen. Heute ist man schon von Anfang an allem gegenüber eher misstrauisch.

Die Times hat das Thema jetzt auch entdeckt.

Leider kann man heute nicht zuviel Argwohn hegen… Wenn ich überlege, wieviele aus meinem Bekanntenkreis Probleme mit irgendwelchen dubiosen Internet-Firmen, Ebay-Aktionen, Handy-Klingeltonverträgen, etc. haben… Alles Abzocke, meist sogar betrügerisch. Das ist der Preis der neuen Freiheit (wow, wie pathetisch!).

btw. anscheinend steckte hinter Hustle-the-sluff T-Mobile, die testen ein Party-for-young-people-Prokekt… Lustig, lustig…

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